Was Spitzensportler nach ihrer Karriere machen

Bekanntlich ist Andreas Dittmer seit Anfang 2020 der neue Bundestrainer der deutschen Canadier-Herren und Trainer beim KC Potsdam. Somit hat der einstige Weltklassesportler auch nach dem Ende seiner Karriere eine Tätigkeit gefunden, die ihm und seinen Kompetenzen entgegenkommt. Anlässlich dessen haben wir uns ein paar Gedanken darüber gemacht, was Sportler eigentlich nach dem Ende ihrer Laufbahn machen – und machen können.

Wenn ein Athlet in ein Loch fällt

Ein Sportler strebt jahrelang danach, in seiner Disziplin zu den Besten der Welt zu gehören. Er verbringt unzählige Stunden auf dem Feld, der Strecke oder dem Wasser, um zu trainieren und seine Bewegungsabläufe zu perfektionieren. Macht er dies gut, dann kann er Siege und Meisterschaften feiern. Je nach Sportart und Interesse von Sponsoren verdient er dabei sogar gutes Geld. Doch irgendwann ist er körperlich nicht mehr in der Lage, mit anderen Athleten mitzuhalten, und beendet seine Karriere. Nicht wenige Sportler fallen anschließend in ein Loch. Plötzlich folgen sie nicht mehr ihrem gewohnten Tagesablauf, stehen nicht mehr bei Wettkämpfen im Mittelpunkt und müssen sich erst einmal überlegen, was sie mit ihrer vielen freien Zeit anfangen. Wenn sie eine Randsportart, wie Kanu-Rennsport oder Kanu-Slalom betrieben haben, ist es ihnen meist auch nicht möglich, sich auf Einnahmen in Millionenhöhe auszuruhen. Stattdessen müssen sie sich einen Job suchen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Eine Möglichkeit, dies zu tun, bietet ihnen zum Beispiel die Plattform Stellenanzeigen. Dort gibt man einfach seinen Jobtitel, einige Stichwörter oder das Unternehmen, in dem man gerne arbeiten möchte, in die Suchmaske ein, und schon erhält man eine übersichtliche Auflistung von offenen Stellengesuchen. Man kann die Ergebnisse auch verfeinern, indem man den Ort oder die Region angibt, in der man eine neue Arbeit sucht. Zudem bietet das Portal viele nützliche Tipps und Informationen zu Themen wie Bewerbung und Vorstellungsgespräch und ermöglicht es, mit einem Brutto-Netto-Rechner das eigene Einkommen zu ermitteln.

Der Sportförderer Bundeswehr

Die Spitzensportförderung zählt zu den gesamtstaatlichen Aufgaben der Bundeswehr. Sie verfügt über 744 Förderstellen, welche in der Regel zu 100 Prozent ausgelastet sind. Dabei werden die Athleten als Freiwillig Wehrdienstleistende für 11 Monate eingestellt. Danach können die Sportler abhängig von der soldatischen Eignung sowie der sportfachlichen Befürwortung des Deutschen Olympischen Sportbundes in das Dienstverhältnis eines Soldaten auf Zeit berufen werden und beispielsweise die Laufbahn der Unteroffiziere einschlagen. Die Bundeswehr plant zudem auch die Öffnung der Offizierslaufbahn für die Spitzensportler. Duale Weiterbildungsmöglichkeiten und berufliche Perspektiven gehören ebenso zu einem umfangreichen Maßnahmenpaket der Bundeswehr, wie vernetzte Betreuungs- und Trainingsmöglichkeiten.

Bundespolizei: Spitzensportler als Polizeivollzugsbeamte

Die Berlinerin Lisa Jahn ist Spitzensportlerin der Bundespolizei (Foto: Martina Amrein)

Bei der Bundespolizei werden Spitzensportler zu Polizeivollzugsbeamten im mittleren Polizeivollzugsdienst ausgebildet. Ausbildung und Spitzensport werden im Rahmen eines dualen Systems aufeinander abgestimmt, sodass Spitzenleistungen im Sport und bei der Ausbildung erbracht werden können. Hochmoderne Schulungs- und Trainingsstätten, exzellente Bundespolizeitrainer, erfahrene Physiotherapeuten und die Zusammenarbeit zwischen den Trainern der Bundespolizeisportschulen sowie den Heimtrainern bieten den Sportlern professionelle Rahmenbedingungen. Spitzensportler mit überdurchschnittlichen Ausbildungsleistungen haben anschließend die Möglichkeit einen Lehrgang als verkürzten Praxisaufstieg in den gehobenen Polizeivollzugsdienst zu absolvieren.

Berufsausbildung oder weiter im Sport?

Nun können nicht alle Sportler einen Studienabschluss oder eine Berufsausbildung vorweisen, da sie ihre jungen Jahre voll und ganz ihrer sportlichen Tätigkeit gewidmet haben. Daher haben sie zwei Optionen: Entweder holen sie ihre Ausbildung nach und steigen dann ins Berufsleben ein, oder sie übernehmen eine Aufgabe im Sport. Viele Ex-Sportler werden beispielsweise Kommentatoren oder Trainer – so wie Andreas Dittmer. Die einstige Spitzen-Kanutin Birgit Fischer hat sogar beide Wege miteinander verbunden: Im Jahr 2004 gründete sie die Firma KanuFisch, mit der sie Paddelkurse hält und als Motivationsrednerin gebucht werden kann. Die ehemalige Spitzenschwimmerin Franziska van Almsick war nach dem Ende ihrer Karriere im Jahr 2004 zunächst als Fernsehkommentatorin bei Schwimmwettkämpfen tätig. Ende 2008 wurde sie zur stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Sporthilfe, seit April 2010 sitzt sie im Aufsichtsrat der Stiftung. Seit Jahren ist zudem in den Medien zu lesen, dass van Almsick ihr Abitur nachholen möchte, das sie wegen ihrer Sportkarriere nicht machen konnte. Als die einstige Schwimmerin im Jahr 2018 anlässlich ihres 40. Geburtstags interviewt wurde, gab sie an, noch immer dieses Ziel zu haben.

Vom Skispringer zum Motivator

Sven Hannawald war im Winter 2001/2002 der erste Skispringer überhaupt, der alle vier Springen der Vierschanzentournee gewann. Zudem holte er bei Olympia 2002 eine Goldmedaille mit dem deutschen Team. Seine Karriere beendete Hannawald im August 2005, nachdem er sich wegen eines Burnouts hatte behandeln lassen müssen. Anschließend betätigte er sich als Rennfahrer und als TV-Experte. Ab dem Winter 2020/2021 wird er für die ARD Skisprung-Wettkämpfe analysieren. Daneben arbeitet Hannawald als Unternehmensberater und hat sich dabei unter anderem auf betriebliche Gesundheit spezialisiert. In Seminaren, die er auf Skisprungschanzen abhält, bringt er den Teilnehmern seine eigenen Erfahrungen mit Erfolgsdruck nahe.

Kommentatorin und Mutter

In relativ jungen Jahren verabschiedete sich die ehemalige Biathletin Magdalena Neuner vom Spitzensport. Die zweifache Olympiasiegerin und zwölffache Weltmeisterin war gerade einmal 25 Jahre alt, als sie im Dezember 2012 ihre Karriere beendete. Zwar hatte sie schon auf der Zielgeraden ihrer Laufbahn eine Lizenz als Trainerin erworben, ist sich jedoch recht sicher, niemals als Trainerin arbeiten zu wollen. Stattdessen stellt sie weiterhin das Werbegesicht für verschiedene Firmen dar und kommentiert Biathlon-Wettbewerbe im Fernsehen. Vor allem ist sie aber eins: Mutter für ihre beiden Kinder, die sie nach ihrem Karriereende zur Welt brachte.

Mein Lehrer, der Olympiasieger

Auch der ehemalige Beachvolleyballer Jonas Reckermann wurde in seiner aktiven Karriere Weltmeister und Olympiasieger. Wenige Monate nach dem Triumph bei Olympia 2012 trat er Anfang 2013 vom aktiven Sport zurück. Während seiner gesamten Profikarriere hatte er ein Lehramtsstudium an der Universität Köln absolviert und konnte dieses 2013 abschließen. Bald darauf übernahm er eine Tätigkeit als Lehrer an einem Gymnasium in Leverkusen.

Supermarkt statt Trainingsplatz

Einen durchaus interessanten zweiten Berufsweg ist der ehemalige Fußballer Holger Stanislawski gegangen. Der gebürtige Hamburger spielte fast ein Jahrzehnt für den FC St. Pauli und verbrachte mit dem Kult-Club sogar drei Saisons in der Bundesliga. Nachdem er 2004 im Alter von 34 Jahren seine Karriere beendet hatte, wurde er 2006 Trainer bei seinem alten Verein und führte ihn 2007 von der dritten in die zweite Liga. Im Sommer 2010 stieg St. Pauli mit Stanislawski sogar in die Bundesliga auf. Mit dem Abstieg ein Jahr später verließ der Trainer jedoch den Club, war anschließend nicht einmal eine Saison bei der TSG Hoffenheim und dann in der Spielzeit 2012/2013 beim 1. FC Köln. Doch statt danach weiterhin im Fußball tätig zu sein, wandte sich Stanislawski einem ganz anderen Feld zu: Seit Sommer 2014 ist er der Geschäftsführer eines Hamburger Supermarkts. Sein Partner in gleicher Funktion ist Alexander Laas, der ebenfalls auf hohem Niveau Fußball gespielt hat – pikanterweise unter anderem bei St. Paulis Lokalrivalen Hamburger SV.

Lebensplan schon während der Karriere

Damit Sportler nach dem Ende ihrer Karriere nicht bei Null starten müssen, sollten sie sich nach Möglichkeit frühzeitig darum bemühen, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Das kann beispielsweise ein Fernstudium sein. Seit 2013 steht der Deutsche Olympische Sportbund ehemaligen Spitzenathleten mit der Initiative Duale Karriere zur Seite und kümmert sich etwa um Studien- und Ausbildungsplätze oder Praktika. Denn dass es wichtig ist, dass ein einstiger Profisportler nach seiner Laufbahn eine berufliche Aufgabe übernimmt, hat nicht nur finanzielle Hintergründe. Es geht auch darum, dem neuen Lebensabschnitt eine Struktur zu verleihen.

Hannes Wagner

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