Die International Canoe Federation (ICF): Globaler Dachverband des Kanusports

Die International Canoe Federation (ICF) ist der weltweite Dachverband für den Kanusport und vertritt die Interessen von Millionen von Paddlern aus 171 nationalen Verbänden. Als globale Autorität für Kanu- und Kajaksportarten überwacht die ICF insgesamt zehn Disziplinen und spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung und Entwicklung des Paddelsports weltweit.

Geschichte und Entwicklung

Die Wurzeln der ICF reichen bis ins Jahr 1924 zurück, als die Internationale Repräsentantenschaft Kanusport (IRK) von Kanuverbänden aus Deutschland, Dänemark, Österreich und Schweden gegründet wurde. Diese Organisation war verantwortlich für die erste Aufnahme des Kanusports in das olympische Programm bei den Spielen 1936 in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1946 in Stockholm die International Canoe Federation als Nachfolgeorganisation der IRK ins Leben gerufen. Seitdem hat sich die ICF stetig weiterentwickelt und ihr Aufgabenspektrum erweitert. Heute hat die Organisation ihren Sitz im Maison du Sport International in Lausanne, Schweiz.

Struktur und Führung

Der Deutsche Thomas Konietzko ist aktuell Präsident des ICF.

Die ICF wird von einem gewählten Präsidium geleitet, dem derzeit der Deutsche Thomas Konietzko als Präsident vorsteht. Alle zwei Jahre findet ein ICF-Kongress statt, bei dem wichtige Entscheidungen getroffen und Wahlen durchgeführt werden. Bemerkenswert ist, dass jeder nationale Verband unabhängig von seiner Größe eine Stimme hat, was eine faire Repräsentation aller Mitglieder gewährleistet.

Disziplinen und Wettbewerbe

Sprintfinale der Herren bei der International Canoe Federation SUP WM 2024.
Sprintfinale der Herren bei der International Canoe Federation SUP WM 2024. (Quelle: ICF/Romain Bruneau)

Die ICF ist für die Organisation und Durchführung von Weltmeisterschaften in zehn verschiedenen Kanu-Disziplinen verantwortlich:

  1. Kanurennsport
  2. Kanuslalom
  3. Wildwasserrennsport
  4. Kanupolo
  5. Kanusegeln
  6. Kanumarathon
  7. Drachenbootsport
  8. Kajak-Freestyle
  9. Stand-up-Paddling
  10. Paracanoe

Zusätzlich führt die ICF offiziell weitere Disziplinen wie Ocean Racing, Rafting, Rettungssport und Va’a.Bei den Olympischen Spielen ist die ICF für die Wettbewerbe im Kanurennsport und Kanuslalom verantwortlich. Bei den Paralympischen Spielen betreut sie das Paracanoe-Programm. Auch bei den World Games ist die ICF präsent und organisiert dort die Wettkämpfe im Kanupolo und Drachenbootsport5.

Strategische Ausrichtung und Werte

Die ICF verfolgt eine klare Mission: Sie möchte eine globale Leidenschaft für den Paddelsport fördern und inspirieren – überall und für jeden. Ihr Motto “Always moving forward” (Immer vorwärts) unterstreicht den Anspruch, den Sport kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die Kernwerte der Organisation umfassen:

  • Führung: Förderung von Innovation und gemeinsamen Zielen
  • Exzellenz: Aufrechterhaltung hoher Standards in allen Aspekten des Paddelsports
  • Integrität: Handeln mit Ehrlichkeit, Respekt und ethischen Werten
  • Inklusivität: Förderung von Fairness und Gleichberechtigung über alle demografischen Gruppen hinweg
  • Leidenschaft: Demonstration von Enthusiasmus, Stolz und dem Streben nach Exzellenz1

Strategischer Plan “Fit for Future”

Die ICF hat einen strategischen Plan namens “Fit for Future” für den Zeitraum 2022-2024 entwickelt. Dieser Plan konzentriert sich auf acht Schlüsselbereiche, die darauf abzielen, eine nachhaltige Entwicklung im Paddelsport zu unterstützen:

  1. Athletenunterstützung: Verbesserung der Möglichkeiten und Unterstützung für Athleten weltweit
  2. Stärkung der Governance: Aufbau von Vertrauen durch Vielfalt, Transparenz und Inklusion
  3. Maximierung von Synergien: Zusammenarbeit mit Interessengruppen zur Unterstützung des globalen Wachstums
  4. Globale Entwicklung: Stärkung der Unterstützung und Möglichkeiten für Athleten, Trainer und Offizielle weltweit
  5. Klimaschutz: Aktivierung der Paddelsport-Community zur Unterstützung globaler Nachhaltigkeitsziele
  6. Fan-Engagement: Direktes Ansprechen von Fans durch starke Geschichten und digitales Wachstum
  7. Wettbewerbsverbesserung: Schaffung wirtschaftlich und ökologisch nachhaltiger Wettkampfkalender
  8. Umsatzgenerierung: Entwicklung kommerzieller Strategien zur Förderung von Investitionen und Umsatzwachstum für die globale Expansion des Paddelsports1

ICF Entwicklungsprogramm

Ein wichtiger Bestandteil der globalen Vision der ICF ist ihr Entwicklungsprogramm. Dieses zielt darauf ab, den Kanusport in neuen Gemeinschaften einzuführen und seine Entwicklung in Entwicklungsländern zu unterstützen. Das Programm profitiert von weltklasse, erfahrenen Trainern und der großzügigen Unterstützung mehrerer Ausrüstungssponsoren der ICF. Erfolgreiche Entwicklungscamps wurden bereits in Afrika, Asien, Südamerika und Europa durchgeführt. Die ICF arbeitet dabei eng mit den kontinentalen Verbänden zusammen, um lokales Talent und Expertise optimal zu nutzen. Ein Schlüssel zum Erfolg des ICF-Programms ist der Schwerpunkt auf der Rückgabe an das Projekt durch die Teilnehmer. Frühere Absolventen haben eigene Trainerkurse geleitet, bei der Boot- und Streckenentwicklung geholfen und in der Verwaltung unterstützt. Das Entwicklungsprogramm der ICF umfasst mehrere Kanudisziplinen, darunter Kanuslalom, Kanurennsport, Wildwasserrennsport, Kanumarathon und Paracanoe. Teilnehmer des Programms traten bei den Olympischen und Paralympischen Spielen 2020 in Tokio an, und es wird erwartet, dass weitere bei den Spielen 2024 in Paris teilnehmen werden.

International Canoe Federation: Olympische Präsenz

Elena Lilik konnte bei der WM in Londen 2023 dem Team D einen Quotenplatz im C1 der Damen für die Olympischen Spiele in Paris sichern. (Quelle: Uta Büttner)

Der Kanusport ist seit den Olympischen Spielen 1936 in Berlin fester Bestandteil des olympischen Programms. Ursprünglich wurde Kanurennsport 1924 als Demonstrationssportart eingeführt und entwickelte sich dann zu einer vollwertigen Medaillensportart. Frauen nehmen seit 1948 an Kajakwettbewerben teil6.In den letzten Jahren gab es einen Trend weg von den 5.000m und 10.000m Rennen hin zu kürzeren Wettbewerben über 200m, 500m und 1.000m. Bei den Olympischen Spielen gibt es sowohl Einzel-, Doppel- als auch Vierer-Wettbewerbe. Frauen treten im Einer-Kajak (K1) über 200m und 500m sowie im Zweier-Kajak (K2) und Vierer-Kajak (K4) über 500m an. Männliche Kajakfahrer konkurrieren im K1 und K2 über 200m und 1000m sowie im K4 über 1000m.Im Kanuslalom gibt es nur K1, C1 und C2 für Männer und K1 für Frauen, ohne Unterschiede in den Distanzen. Da jede Slalomstrecke unterschiedlich ist und ihre eigenen Besonderheiten hat, müssen die Athleten die Strecke gut kennen, um erfolgreich zu sein.

Zukunftsausblick

Die ICF steht vor der Herausforderung, den Kanusport in einer sich schnell verändernden Welt weiterzuentwickeln und zu fördern. Mit ihrem strategischen Plan “Fit for Future” und dem Fokus auf Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Inklusivität ist die Organisation gut aufgestellt, um diese Herausforderungen zu meistern.Die Förderung des Paddelsports in neuen Regionen, die Weiterentwicklung bestehender Disziplinen und die Einführung neuer Formate wie Stand-up-Paddling zeigen, dass die ICF offen für Innovationen ist. Gleichzeitig bleibt die Organisation ihren Kernwerten treu und setzt sich für Fairness, Integrität und Exzellenz im Sport ein.Mit ihrer globalen Reichweite und ihrem Engagement für die Entwicklung des Sports auf allen Ebenen spielt die International Canoe Federation eine entscheidende Rolle in der Zukunft des Kanusports. Sie verbindet Paddler aus der ganzen Welt und inspiriert neue Generationen, die Freude und Herausforderung des Paddelsports zu entdecken.

Hannes Wagner