Welches Paddel ist das richtige für mich?

Zum Paddeln gehören ganz automatisch zwei Dinge, ohne die es nicht geht: ein Boot und ein Paddel. Über die verschiedenen Kajaks habe ich schon berichtet, heute soll es um die Frage gehen “Welches Paddel ist das richtige für mich?”

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Paddel. Sie alle dienen einem gemeinsamen Zweck: dein Boot durchs Wasser zu bewegen. Um ein bisschen Licht in den Dschungel der verschiedenen Paddel zu bringen, können wir die Paddel in Gruppen aufteilen. Die augenscheinlichste Aufteilung ist die, ob dein Paddel ein Paddelblatt hat (Stechpaddel) oder zwei (Doppelpaddel). Dabei spielen Form und Material erstmal keine Rolle.

Das passende Paddel zum Boot

Ein Stechpaddel benötigst du, wenn du Kanu fahren möchtest, wenn du im Drachenboot unterwegs bist, oder wenn dein Fahrzeug ein Stand-Up Paddleboard (SUP) ist. Sie alle haben gemeinsam, dass an einem Ende des Schafts ein Griffstück ist und das andere Ende in ein einzelnes Paddelblatt übergeht.

Paddelblatt eines Europaddels
Blatt eines Kajakpaddels über der Wasseroberfläche

Bist du im Kajak unterwegs, ist das Paddel deiner Wahl ein Doppelpaddel. Das Doppelpaddel ist dadurch charakterisiert, dass sich an beiden Schaftenden jeweils ein Paddelblatt befindet.

Wenn du weißt, ob du ein Stech- oder ein Doppelpaddel benötigst – je nach Bootstyp – hast du immer noch eine sehr große Auswahl an sehr verschiedenen Paddeln. Um weiterzukommen, solltest du jetzt wissen, für welche Spielart des Paddelns dein Arbeitsgerät sein sollte: Fährst du eher Wildwasser, wirst du ein anderes Paddel benötigen als im Seekajak oder im Kanurennsport.

Paddelformen

Du wirst feststellen, dass sich die Paddel für die verschiedenen Spielarten des Paddelns auf vielfältige Weise unterscheiden. Neben der Länge und dem Material des Paddels, gibt es auch noch sehr unterschiedliche Formen.

Ein ganz wesentlicher Unterschied betrifft die Blattform. Hier unterscheiden wir zwischen Grönland-, Euro- und Wingpaddel.

Grönlandpaddel

Das traditionelle Grönlandpaddel ist ein sehr langes und schmales Doppelpaddel. Es wurde von den Inuit auf Grönland aus Treibholz angefertigt und aus einem Stück geschnitzt. Heute findest du im Fachhandel Grönlandpaddel sowohl aus Holz als auch aus Carbonfaser-Verbundstoff. Grönlandpaddel zeichnen sich durch geringen Widerstand im Wasser und hohen eigenen Auftrieb aus und lassen sich mit geeigneter Technik sehr gelenkschonend paddeln. Man kann ein Grönlandpaddel mit einem kleinen Gang beim Fahrrad vergleichen: ein geringer Kraftaufwand wird durch eine höhere Frequenz ausgeglichen, um einen vergleichbaren Effekt zu erzielen. Mit dem Grönlandpaddel kann im einzelnen Schlag weniger Druck aufgebaut werden kann als bei anderen Paddeln. Daher sind Grönlandpaddel nicht für Wildwasser oder Rennsport geeignet. Verbreitet sind Grönlandpaddel unter Seekajakfahrern. Grönlandpaddel gibt es nur als Doppelpaddel.

Grönlandpaddel auf See
Grönlandpaddel auf dem Seekajak

Europaddel

Der am weitesten verbreitete Paddeltyp ist das Europaddel. Hier sind an beiden Schaftenden deutlich breitere Paddelblätter zu finden. Das Europaddel ist für alle Einsatzzwecke vom Wildwasser über Seekajak bis hin zum Rennsport zu finden. Dementsprechend gibt es viele verschiedene Blattformen und -größen. Ganz grundsätzlich gilt: je größer das Blatt, desto mehr Kraft wird beim einzelnen Schlag übertragen. Paddelst du eher steil, so wird ein breites Blatt für dich gut geeignet sein. Wenn du eher flacher paddelst oder weniger Windwiderstand möchtest, wirst du eher ein langes schmales Blatt wählen. Wildwasserblätter sind traditionell etwas größer als Touringblätter.

verschiedene Blattformen beim Europaddel
Europaddel mit verschiedenen Blattformen

Im Gegensatz zu Grönlandpaddeln sind bei Europaddeln die Paddelblätter üblicherweise nicht gleich ausgerichtet, sondern gegeneinander verdreht. Man spricht dabei von “Verschränkung”. In der Faltbootära der alten Zeit wurden Verschränkungen von 90° gepaddelt. Das heißt, die beiden Paddelblätter standen senkrecht zueinander. Die Idee war, dass das obere Paddelblatt dadurch weniger Windwiderstand bietet. Die 90° sind heutzutage nicht mehr üblich. Wie groß die Verschränkung sein sollte, ist ein bisschen Geschmacksache. Anatomisch hat sich ein Winkel von 38° als ideal herausgestellt. Die meisten Hersteller bieten Winkel in 15° Schritten: 30°, 45°, 60°. Ich selber paddele im Wildwasser mit 45° und im Seekajak mit 30°. Ich nähere mich also je nach Boot den 38° von beiden Seiten an. Ob du “rechtsgedreht” oder “linksgedreht” paddelst, hängt übrigens nicht davon ab, ob du Rechts- oder Linkshänder bist. Die Richtung der Verschränkung hängt ausschließlich davon ab, mit was für einem Paddel du das Paddeln gelernt hast. Ich kenne Vereine, in denen weit über 50 % der Mitglieder linksgedreht paddeln, weil sie es dort von Anfang an so lernen. Stechpaddel sind von der Blattform mit Europaddeln vergleichbar.

Wingpaddel

Wingpaddel sind eine Weiterentwicklung des Europaddels mit einer sehr ausgeprägten Kehlung. Dadurch generieren Wingpaddel bei geeigneter Paddeltechnik maximalen Vortrieb. Wingpaddel werden im Kanurennsport sowie mittlerweile teilweise auch beim Seekajakfahren eingesetzt – überall da, wo es vor allem um Vortrieb und Geschwindigkeit geht. Auch Wingpaddel gibt es nur als Doppelpaddel.

Aus welchem Material sollte das Paddel sein?

Wenn du weißt, welche Paddelform du haben möchtest, kommt noch die Frage nach dem Material. Typische Materialien für den Paddelschaft sind Aluminium, Fiberglass, Carbon und Holz. Paddelblätter sind üblicherweise aus Kunststoff (z.B. Polyurethan), Fiberglass, Carbon oder Holz. Jeder dieser Werkstoffe hat Vor- und Nachteile. So ist Carbon zum Beispiel besonders leicht. Wenn dir das Paddelgewicht also wichtig ist, wird ein Carbonpaddel erste Wahl für dich sein. Wenn Robustheit und Stoßfestigkeit die wichtigsten Kriterien sind, wirst du eher bei einem Kunststoffblatt landen. Kunststoffblätter sind typischerweise mit Aluminium- oder Fiberglassschäften verbunden, wobei Aluminium deutlich schwerer ist als Fiberglass. Holzpaddel liegen besonders angenehm in der Hand und werden auch in der kalten Jahreszeit nicht so “fingerkalt” wie Fiberglass oder Carbon.

verschiedene Paddel: Touringpaddel, Seekajakpaddel und Grönlamdpaddel
Paddelblätter aus Kunststoff, Fiberglass, Carbon und Holz (v.l.n.r)

Welche Länge sollte dein Paddel haben?

Paddel Längenguide
Längenempfehlung für Paddel (Abb. mit freundlicher Genehmigung, © TNP)

Neben dem Material ist die Länge eines Paddels ganz entscheidend. Nur mit der richtigen Paddellänge kannst du auch richtig gut paddeln. Bei Euro- und Wingpaddeln ist neben der Gesamtlänge des Paddels vor allem die Schaftlänge wichtig. Da deine Arme beim Doppelpaddel in gebundener Haltung im Paddeltrapez – oder bei Paddeltechnik auf Druck- und Zug in der Paddelbox – eine bevorzugte ideale Griffposition bedingen, sollte vor allem die Schaftlänge zu deinem Oberkörper passen. Als Richtwert hat sich die Empfehlung bewährt, im Wildwasser einen Abstand von ca. 10-15 cm zwischen Hand und Paddelblatt zu haben. Für Touring und Seekajak kann (aufgrund der längeren Boote) der Abstand etwas größer sein und sollte 20 cm nicht unterschreiten. Damit ist auch klar, dass die ideale Gesamtlänge deines Paddels für dich auch von der Länge der Paddelblätter abhängt. Ein Paddel mit kurzen breiten Blättern ist bei gleicher Schaftlänge kürzer als eines mit langen schmalen Blättern.

Touring- und Seekajakpaddel sind oftmals teilbar, um sie auch als Ersatzpaddel auf dem Kajak mitführen zu können. Neben dem praktischeren Packmaß hat das weitere Vorteile. Je nach Teilung und Hersteller können bei einem teilbaren Paddel auch Verschränkung und Länge geändert werden. Du kannst dir ein geeignetes teilbares Paddel also genau auf deine ideale Länge und Verschränkung einstellen. Wenn du willst, also auch auf eine Länge von 223 cm und eine Verschränkung von 38°. Stufenlos verstellbare, teilbare Paddel sind üblicherweise etwas teurer als ungeteilte Paddel oder Paddel mit einer sogenannten “snap-button” Teilung – aber die Investition zahlt sich beim Paddelkomfort und der Flexibilität definitiv aus.

teilbares Paddel auf dem Boot
teilbares Touringpaddel als Ersatzpaddel auf dem Kajak

Fazit

Welches Paddel, das richtige für dich ist, hängt von vielen Faktoren ab. Was fährst du für ein Boot? Auf welcher Gewässerart bist du unterwegs? Ist Gewicht für dich ein Thema? Muss das Paddel vor allem robust sein? Welcher Paddeltyp sagt dir zu?

Wenn du diese Fragen alle für dich beantworten kannst, kannst du informiert an die Auswahl eines Paddels gehen. Aber selbst dann gibt es innerhalb deiner bevorzugten Paddelkriterien noch eine Vielzahl von Herstellern und Modellen. Da gilt, wie bei Kajaks auch: nur Ausprobieren bringt dich weiter. Neben den harten Kriterien wie Blattform, Länge und Gewicht muss das Paddel vor allem zu dir passen. Das heißt es muss gut in der Hand liegen, sich gut und flatterfrei durchs Wasser bewegen und dein Boot vorwärtsbringen. All das bekommst du nur durch Paddeln raus. Wenn du ein paar verschiedene Paddel ausprobiert hast, wirst du feststellen, welche Paddelform und eventuell auch welche Materialien zu dir passen und welche nicht. Dann steht unbegrenztem Paddelspaß nichts mehr im Wege.

mit dem richtigen Paddel auf Tour
Viel Spaß auf dem Wasser – mit dem richtigen Paddel!

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Lars Klüser
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