Wenn du anfängst, dich für den Kajaksport zu interessieren, steht du zuallererst vor der Frage „Welche Kajaks gibt es?“. Die Auswahl ist immens und für den Anfänger nicht ganz leicht zu durchblicken. Kanu zum Frühstück bringt etwas Licht ins Dunkel und zeigt dir eine Übersicht, welche Kajaks es gibt und wofür die verwendet werden. Neben den verschiedenen Kajakarten stellen wir dir auch die Materialien vor, aus denen Kajaks hergestellt werden. Weitere Informationen zur Geschichte vom Kajak oder wo du diese kaufen kannst findest du in unserem Kajak-Grundkurs für Einsteiger.
Kajaks – Diese Arten gibt es
Tourenkajaks – Kajaks für alle Wasser
Tourenkajaks oder auch Touring- oder Wanderkajaks sind die Allrounder unter den Kajaks. Sie sind dafür gebaut, mit oder ohne Gepäck Touren auf Seen und Flüssen zu unternehmen. Tourenkajaks sind üblicherweise stabil und haben Platz für relativ viel Gepäck. Wahlweise sind sie mit einer Steueranlage oder einem sogenannten “Skeg” ausgestattet, um den Geradeauslauf zu verbessern. Die Länge variiert typischerweise zwischen 3,5 m und 5 m für Einer-Tourenkajaks. Es gibt auch Touren-Zweier, die dann natürlich deutlich länger sind. Ein Spezialfall der Tourenkajaks sind sogenannte Crossover-Kajaks mit Längen um 3m, die ein großes Gepäckfach haben und für den Einsatz im (leichten) Wildwasser konzipiert sind. Mit diesen Kajaks sind auch gelegentliche Stromschnellen auf Flüssen kein Problem. Crossover-Kajaks sind üblicherweise noch einmal breiter als „normale“ Tourenkajaks.
Wildwasserkajaks – Kajaks fürs Gebirge
Je schneller das Wasser fließt, desto größer werden die Anforderungen an ein Kajak. Sobald Stromschnellen, Luftblasen und Verwirbelungen auf einem Fluss ins Spiel kommen, spricht man von Wildwasser. Und die dafür konstruierten Kajaks heißen passenderweise Wildwasserkajaks. Wenn man von sogenannten Wildwasserabfahrtskajaks – für Rennen im Wildwasser gebaute Boote – absieht, sind Wildwasserkajaks vor allem: kurz. Der Grund ist die wesentliche Anforderung an ein Wildwasserkajak, und das ist Wendigkeit. Auf einem Fluss mit Steinen, Stromschnellen und Verwirbelungen ist Geschwindigkeit nicht das Wichtigste. Für die Geschwindigkeit sorgt der Fluss mit seiner Strömung. Wichtig ist hier, präzise um Hindernisse herumzukommen und dahin paddeln zu können, wohin man möchte. Und vereinfacht gesagt: je kürzer ein Kajak ist, desto langsamer und wendiger ist es.
Viel oder wenig Volumen?
Bei Wildwasserkajaks ist die Länge allerdings nicht alles. Auch das Volumen – und damit der Auftrieb – ist entscheidend für die Einsatzmöglichkeiten. Bei Längen um 2 m bis 3 m unterscheidet man Boote mit viel Volumen, sogenannte Creeker, von Kajaks mit weniger Volumen: River Runner. Einen Creeker brauchst du für die „steile Meile“: viel Gefälle, viel Wasserwucht, kurz alles wo es auf schnelles und präzises Auftauchen ankommt. Etwas weniger Volumen bei ähnlicher Länge haben die sogenannten River Runner. Diese Wildwasserkajaks sind sehr agil und für leichtes und mittelschweres Wildwasser geeignet. Wenn du Wildwassertechniken lernen willst, ist ein River Runner sicherlich das ideale Kajak.
Spezialformen
Zwei etwas speziellere Formen der Wildwasserkajaks sind Freestylekajaks und Slalomkajaks. Freestyle- oder auch Rodeokajaks sind sehr kurz, unter 2 m, mit wenig Volumen in Bug und Heck. Diese Kajaks sind extrem wendig und nicht zum Vorwärtspaddeln gebaut. Der typische Einsatzort ist die stehende Welle oder Walze, wo Sprünge, Pirouetten, Überschläge und jede andere Form von Bewegungsmustern möglich sind. Slalomkajaks sind speziell für Wildwasser-Slalomrennen gebaut. Auch diese sind sehr wendig, gleichzeitig aber auch deutlich schneller als Freestyle-Kajaks. Kanu-Slalom ist eine von zwei olympischen Kajakdisziplinen.
Auch Crossover- oder Hybridkajaks kann man zu den Wildwasserkajaks zählen, da sie wildwassertaugliche Tourenkajaks sind. Sie haben üblicherweise ein noch größeres Volumen als Creeker, um Platz für Gepäck bei Mehrtagestouren zu schaffen.
Seekajaks – Kajaks fürs Meer
Auf der anderen Seite des Spektrums stehen die Seekajaks. Diese Kajaks stehen in der direkten Tradition der ursprünglichen Kajaks der Inuit und sind für den Gebrauch auf dem Meer gebaut. Seekajaks sind typischerweise länger und schmaler als Tourenkajaks. Sie haben Stauraum für Gepäck, der durch dichte Schotten vom Cockpit getrennt ist. Dadurch läuft bei einer Kenterung „nur“ das Cockpit voll Wasser, nicht aber die Gepäckfächer.
Viele Seekajaks haben ein Design, welches eine hohe Bootsgeschwindigkeit und gleichzeitig ein gutes Verhalten in Wellen begünstigt. Häufig sieht man hochgezogene Bug- und Heckpartien, die auch in der Welle für ausreichend Auftrieb sorgen. Seekajaks sind vor und hinter dem Cockpit mit Leinen ausgestattet, an denen Ausrüstung befestigt werden kann, und die wichtig für den Wiedereinstieg nach einer Kenterung sind. Im Zweifelsfall ist das Ufer beim Paddeln auf dem Meer so weit weg, dass du nicht mal eben ans Ufer schwimmen kannst. Seekajaks sind typischerweise über 5m lang und unter 60cm breit – beziehungsweise schmal.
Ruder und Skeg
Wie bei den Wildwasserkajaks werden auch Seekajaks in Kategorien eingeteilt. Die auffälligste Unterscheidung ist, ob das Kajak ein Skeg oder ein Ruder hat. Ein Skeg ist eine ausklappbare Finne, die richtig eingesetzt ein Drehen des Kajaks in den Wind verhindert. Ein Ruder ist eine am Heck befindliche Finne, die drehbar ist und zum Steuern über Fußpedale genutzt wird. Die meisten Seekajaks haben entweder ein Skeg oder ein Ruder, manche haben auch beides.
Spezialformen
Grönlandkajaks sind besonders lange und schmale Kajaks mit einem flachen Deck und kleiner Cockpitluke, die sich bei der Form möglichst dicht an den Formen der Inuit orientieren. Grönlandkajaks sind weniger für lange Touren geeignet als für Spielen in Wellen und viele verschiedene Rollen.
Sogenannte „Fast Sea Kayaks“, also schnelle Seekajaks, bilden eine eigene Kategorie bei den Seekajaks. Wie der Name schon sagt, ist das gesamte Design der Maxime unterworfen, schnell zu sein. Das heißt sie sind lang, typischerweise um 6m, und vergleichsweise schmal. Sie haben eine lange Wasserlinie und eine möglichst runde Rumpfform, um den Wasserwiderstand gering zu halten. Durch die Länge und das Volumen bieten Fast Sea Kayaks viel Stauraum und sind ideale Expeditionskajaks. Sie werden typischerweise mit Ruder entwickelt, Wendigkeit steht nicht im Fokus.
Rennkajaks – Kajaks für den Wettbewerb
Rennkajaks werden im Kanu-Rennsport eingesetzt und sind Kajaks, die zum möglichst schnell geradeaus paddeln gebaut sind. Sie sind möglichst lang, möglichst schmal und möglichst leicht, um die bestmögliche Geschwindigkeit zu erreichen. In Zahlen heißt das, sie sind 5,20 m lang, nur 41 cm breit und wiegen je nach Konstruktion 7 bis 11 kg. Das bedeutet natürlich, dass sie vieles nicht haben, was Touren-, Wildwasser- oder Seekajaks ausmacht. So finden sich an Rennkajaks typischerweise keine Griffe, Leinen und Sitzpolster. Auch Gepäckluken wirst du bei einem Rennkajak nicht finden. Ein Rennkajak brauchst du genau dann, wenn du Rennen paddeln möchtest. Dabei sind sie für Einsteiger komplett ungeeignet, da sie wenig kippstabil sind. Die meisten Rennkanuten lernen von Kindesfüßen an in dem Kanu Gleichgewicht zu halten.
Fitnesskajaks – Das Rennkajak mit mehr Kippstabilität
Fitnesskajaks sind dem Rennkajak sehr ähnlich. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen von den schmalen Wettkampfbooten nur durch ihre Breite. Diese kann reicht von 42 cm bis zu 60 cm. Aus diesem Grund bieten sie dir eine höhere Kippstabilität. Die schmaleren Fitnesskajaks sind im Grundlagenausdauerbereich 1 (zu vergleichen mit der Belastung beim Ausdauerlauf) genauso schnell, wie ein Rennkajak. Erst bei den höheren Geschwindigkeiten merkst du den Unterschied. Sie sind aufgrund ihrer Breite schwerfälliger. Ich selber kann dir als Fitnesskajak den NELO Viper 46 sehr ans Herz legen.
Faltboote – Kajaks für die Tasche
Faltboote sind eine Sonderform der Touren- oder Seekajaks. Diese Kajaks orientieren sich insbesondere in der Bauweise an den ursprünglichen Inuit-Kajaks. Sie haben ein Gestänge aus Holz oder Aluminium und darüber gespannt eine wasserdichte Haut, die heutzutage üblicherweise aus PVC besteht. Das Gestänge lässt sich zusammenfalten, daher auch der Name. Das macht Faltboote zu idealen Reisenbegleitern in abgelegene Gebiete, wenn der Transport eines Feststoffkajaks zu aufwändig oder zu teuer wäre. Auch für Paddler mit wenig Lager- und Transportmöglichkeiten für ein Feststoffkajak sind Faltboote eine echte Alternative.
Surfskis – Langstreckentraining auf dem Meer
Eine Spezialform offener, also ohne Spritzdecke gefahrener, Kajaks sind Surfskis. Sie sind lang, schmal und sehr schnell. Surfskis sind für Langstreckentraining auf allen Gewässern konzipiert und versprechen bei guter Welle großen Spaß. Ihre Paradedisziplin ist, wie der Name schon sagt, das “Downwind”-Paddeln, denn sie eigenen sich perfekt um Wellen zu Surfen. Damit sind Surfskis insbesondere an den Küsten und großen Seen anzutreffen. Aufgrund der Möglichkeit des einfachen Wiedereinstiegs, sind Surfskis bei Fitnesspaddlern sehr beliebt.
Aus welchem Material sind Kajaks?
Neben der Form und den Einsatzzweck ist auch das Material eines Kajaks ein wichtiger Faktor. Nicht jedes Kajak gibt es in jedem zur Verfügung stehenden Material. Es gibt zwei Grundarten von Kajakmaterialien: Polyethylen (PE), also „Plastik“ und laminierte Verbundwerkstoffe wie zum Beispiel Glasfaserkunststoff (GFK). PE ist stoßfester als Verbundwerkstoffe und findet deshalb überall da Anwendung, wo Robustheit gefragt ist. Laminierte Kajaks sind steifer und werden daher dort bevorzugt, wo Geschwindigkeit und Spurtreue wichtige Faktoren sind.
Polyethylen
Bei PE Kajaks unterscheidet man noch zwischen rotierten und geblasenen Kajaks. Beim Rotationsverfahren wird erhitztes Material in eine Form gegeben und durch Rotation in dieser verteilt. Bei geblasenen PE Kajaks wird das Material mit hohem Druck in die Form geblasen und erhält dadurch seine Form. Rotierte Kajaks sind etwas leichter und etwas weicher. PE findet bei fast allen Kajakarten Anwendungen. Wildwasserkajaks sind bis auf sehr wenige Ausnahmen ausschließlich aus PE. Tourenkajaks gibt es sowohl in PE als auch in Verbundwerkstoffen, während bei den Seekajaks der Anteil an PE Booten etwas geringer ist – auch wenn es sie natürlich gibt.
Faserverbundwerkstoffe
Unter die Faserverbundwerkstoffe fällt nicht nur das klassische GFK, sondern mittlerweile auch laminierte Verbundstoffe aus Aramid oder aus Carbon und Kevlar. Insbesondere Carbon ist besonders leicht, was bei Seekajaks und vor allem Rennkajaks und Surfskis sehr große Vorteile bietet. Auch Wildwasserslalomkajaks sind häufig aus einem Carbon-Kevlar Verbund.
Welches Material das richtige für dein Kajak ist, hängt davon ab, wo du dein Kajak einsetzen willst und was dir wichtiger ist: geringes Gewicht oder Stoßfestigkeit, zum Beispiel bei gelegentlichem Steinkontakt.
Fazit
Wenn du mit dem Paddeln anfangen möchtest und dich fragst „Welche Kajaks gibt es?“, dann hast du hier eine kleine Übersicht über gängige Arten und Materialien von Kajaks. Die erste Frage, die du dir also stellen musst, ist: Wo willst du paddeln? Eher mit Gepäck auf dem Fluss oder See? Dann ist ein Tourenkajak genau das richtige für dich. Ist dein Ziel der schnell fließende Gebirgsbach, dann brauchst du ein Wildwasserkajak. Willst du am Meer auf große Fahrt gehen, solltest du nach einem Seekajak schauen. Um Regatten zu gewinnen, brauchst du ein Rennkajak. Wenn du dich für eine Art von Kajak entschieden hast, solltest du dir Gedanken über das Material machen. Ein Kajak-Fachhändler oder eine Kajakschule berät dich sehr gerne, welches Kajak das richtige für dich ist. Testen musst du es dann allerdings selber, um zu wissen ob es zu dir passt.
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Ein Gedanke zu „Welche Kajaks gibt es?“